Meine Arbeit konzentriert sich in diesen Bildern auf viele verschiedene Arten von Bewegungen. Eine davon ist das „sich Fortbewegen“, „sich auf den Weg machen“. Nicht nur durch mein Selbststudium der Sozial und Wirtschaftsgeschichte, sondern auch angeregt durch mein langjähriges Interesse und Engagement an entwicklungspolitischen Themen ist für mich diese Bewegung von ganz besonderer Bedeutung. Selten ist dieses „sich auf den Weg machen“ frei gewählt und guter Dinge, leider allzu oft unter hartem Zwang und in größter Not. Vertrieben wegen politischem Terror, Krieg, Hungersnot oder anderem Unrecht. Von einem Flüchtlingslager zum anderen, immer in der Hoffnung nach einem baldigen Ende der Katastrophe; schutzsuchend, allein gelassen und geduldig wartend auf eine freundliche Aufnahme in andere Länder.
Bewegung beinhaltet für mich aber auch das sich Lösen von starren Normen und Gewohnheiten. Gesetze, Regeln und Tabus können Menschen schützen, ihn aber auch an einer selbstbestimmten freien Entscheidung über seine Lebensgestaltung und seine Einstellung zu anderen Menschen hindern. Ein selbstbestimmter Mensch kann ehrlich betroffen sein, sich einfühlen und miterleben. Es geschieht in ihm ein „Mitbewegen“ zur Freude, oder auch zum Leid des Anderen, und kann sich zum echten Mitgefühl und tiefem Verständnis entwickeln. Erst in dieser Situation ist es ihm möglich über eventuelle gesellschaftspolitische Veränderungen nachzudenken.
Eine ganz andere Bewegung ist diese für uns kaum wahrnehmbare elektromagnetische Welle, die durch leichten Druck mit dem Finger auf dem Bildschirm sichtbar gemacht wird. Es entsteht eine neue visuelle Welt der nonverbalen Kommunikation, ermöglicht durch gut organisieret Verkabelung, ohne persönliche Kontaktaufnahme, anonym, zwar individuell ausgesucht, doch für jeden verwertbar, einsam und fast lautlos. Die Zukunft wird uns zeigen, wohin diese modernen stillen Bewegungen uns führen, wie sie uns Menschen beeinflussen und verändern werden.